In Eigenregie haben Adrian Schibli, Roman Bänninger und Adrian Hunziker einen alten Linienbus zu einem Wohnmobil umgebaut. Vom 12. bis 14. April wird das Gefährt an der Freizeitarbeiten-Ausstellung in Steinegg erstmals öffentlich präsentiert. (Claudio Weder 11.4.2019, 14:24 Uhr)
Adrian Hunziker, Adrian Schibli und Roman Bänninger vor ihrem Wohnmobil, das früher einmal ein Postauto war.
(Bild: PD)
Adrian Hunziker, Adrian Schibli und Roman Bänninger vor ihrem Wohnmobil, das früher einmal ein Postauto war.
(Bild: PD)
«Emily» hat schon über 40 Jahre auf dem Buckel. Und hat in dieser Zeit schon einiges erlebt. Bevor sie von ihren jetzigen Besitzern auf diesen Namen getauft wurde, war sie als Linienbus der Schweizerischen Post im Dienst, nach ihrer Ausmusterung im Jahr 1991 diente sie unter anderem als Rennautotransporter.
Nun ist das acht Meter lange und drei Meter hohe Gefährt der grosse Stolz von drei angehenden Elektroinstallateuren: Im Jahr 2016 haben Adrian Schibli aus Herisau, Roman Bänninger aus Jona und Adrian Hunziker aus Rapperswil das alte Postauto des Typs Magirus Deutz 130 L81, von dem es schweizweit noch etwa fünf Exemplare gibt, von einem Bekannten übernommen. In Eigenregie haben die drei Lehrlinge das zu Ende geführt, wofür ihr Vorgänger nie Zeit hatte: Sie haben das Fahrzeug zu einem voll ausgestatteten Wohnmobil umgebaut. Von morgen bis Sonntag wird Emily an der Freizeitarbeiten-Ausstellung in Steinegg zu sehen sein.
4500 Arbeitsstunden investiert
«Als wir den Bus vom Vorbesitzer übernommen hatten, fielen wir vor Schreck fast um. Er war hässlich wie die Nacht», erzählt Roman Bänninger. Der Bus war zu Beginn komplett weiss. Fast alle Fenster waren ausgebaut, die Stossstangen sowie Zierleisten waren abmontiert. «Zudem war er vollgestopft mit Ersatzteilen, welche man, wenn man arbeiten wollte, von einem Ort zum nächsten und wieder zurückschieben musste», ergänzt Schibli.
Heute, gut zweieinhalb Jahre und 4500 Arbeitsstunden später, präsentiert sich ein ganz anderes Bild: Aus dem alten Bus wurde ein Wohnmobil mit sechs Schlafplätzen, sechs Sitzplätzen, Dusche, WC und einer funktionsfähigen Küche.
«Zwei Wassertanks mit einem Fassungsvermögen von total 400 Litern und zwei Batterien mit einer Kapazität von je 260 Amperestunden machen es möglich, dass wir zu viert sieben Tage lang autark leben können», so Schibli.
Auch an elektronischen Schnickschnack haben die drei 20-Jährigen gedacht: «Da wir drei Elektroinstallateure sind, wollten wir den Bus nicht nur mit normalen Schaltern bedienen können, sondern eine Art ‹Smart Home› in unserem Wohnmobil verbauen.» So verfügt Emily schon bald über eine Steuerung, bei der Daten wie Innentemperatur, Aussentemperatur oder Luftfeuchtigkeit via Handy oder Tablet eingesehen und alle Lichter per App gesteuert werden können. Der Bus verfügt ferner über eine Rückfahrkamera, eine Stereoanlage sowie eine über der Frontscheibe angebrachte LED-Anzeige. Eine Solaranlage auf dem Dach sei ebenfalls geplant.
Kopfschütteln und dumme Sprüche
Von der Isolation, der Innenverkleidung bis hin zur Innenausstattung – alles machten die drei Lehrlinge selber. Und das, obwohl sie sich eigentlich nur mit Strom auskennen, wie sie selber zugeben. Dies war wohl auch der Grund, warum ihr Projekt zu Beginn nicht überall auf Anklang stiess:
Von der Isolation, der Innenverkleidung bis hin zur Innenausstattung – alles machten die drei Lehrlinge selber. Und das, obwohl sie sich eigentlich nur mit Strom auskennen, wie sie selber zugeben. Dies war wohl auch der Grund, warum ihr Projekt zu Beginn nicht überall auf Anklang stiess:
«So manch einer, dem wir davon erzählten, schüttelte den Kopf oder machte dumme Sprüche.»
Umso mehr erfreut es die drei angehenden Elektroinstallateure, wenn sie kommendes Wochenende ihren fertigen Wohnbus im Mehrzweckgebäude Steinegg präsentieren dürfen: «Wir sind stolz, dass wir dieses Projekt durchgezogen haben. Auch wenn wir anfangs etwas belächelt wurden», sagt Schibli.
Hilfreiche Tipps erhielten sie von überallher, nicht nur aus dem Internet: «Das Projekt war Teil unserer Vertiefungsarbeit an der Berufsschule Wattwil. Betreut wurden wir von unserem Allgemeinbildungslehrer, der bereits Erfahrung im Umbau von Linienbussen zu Wohnmobilen hatte. Er unterstützte uns tatkräftig. Aber auch Freunde und Verwandte standen uns mit Rat und Tat zur Seite.»
Mit «Emily» durch England, Irland und Schottland
Auf Unterstützung waren die drei Lehrlinge auch in finanzieller Hinsicht angewiesen. Den Bus konnten sie damals gratis übernehmen, doch mussten sie rund 18'000 Franken in die Beschaffung des Materials für den Innenausbau investieren. «Das war nur dank grosszügiger Spenden aus dem Freundeskreis möglich.» Ebenso gründeten die drei Lehrlinge im Jahr 2017 den Verein «R81».
Im Sommer, nach ihrem Lehrabschluss, wollen die drei mit «Emily» auf Reisen gehen. «Am liebsten nach England, Irland und Schottland», sagt Hunziker, der den Wohnbus fahren wird, weil er der einzige ist, der die Lastwagenprüfung hat. «Bislang», ergänzt Bänninger. Bleibe nur zu hoffen, dass «Emily» unterwegs nicht streikt. «Sie ist sehr launisch.»